Mein erster Besuch in der Gruppentherapie – Eine persönliche Erfahrung
- Christian
- 25. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. März
Viele Menschen haben Angst vor ihrer ersten Gruppentherapie-Sitzung – gerade, wenn sie unter psychischen Belastungen wie Burnout, Angststörungen oder Depressionen leiden. Ich selbst hätte mir gewünscht, vorher mehr darüber zu wissen. Deshalb möchte ich in diesem Beitrag meine persönliche Erfahrung teilen und anderen Mut machen, diesen Schritt zu wagen.

Warum ich mich für eine Gruppentherapie entschieden habe
Meine Therapeutin hatte von Anfang an klargemacht, dass sie mit Gruppentherapie arbeitet. Anfangs war ich skeptisch, ob das überhaupt das Richtige für mich ist. Ich hatte mich durch meinen Burnout stark zurückgezogen und der Gedanke, mich vor Fremden zu öffnen, machte mir Angst.
Doch es gab kaum Alternativen, und ich wusste, dass ich etwas ändern musste. Also entschied ich mich, es einfach zu versuchen – mit gemischten Gefühlen, aber auch einem Funken Hoffnung.
Der erste Tag: Die Ankunft und die Atmosphäre
Die Gruppentherapie fand in einem Gebäude statt, das ich noch aus meiner Kindheit kannte. Doch die Räumlichkeiten waren mittlerweile komplett umgestaltet – warm, einladend und angenehm gestaltet. Die Atmosphäre half mir, mich ein wenig zu entspannen.
In der Gruppe waren fünf weitere Teilnehmer – alle unbekannt. Meine Therapeutin achtete sehr darauf, dass sich niemand aus dem privaten Umfeld kannte, um eine geschützte und neutrale Umgebung zu schaffen.
Nach einer kurzen Begrüßung startete die Runde mit einer Vorstellungsrunde, die durch ein kleines Spiel mit einem Ball aufgelockert wurde. Dadurch wurde es einfacher, die ersten Worte zu finden und die Anspannung etwas abzubauen.
Wie ich mich während der Sitzung gefühlt habe
Zu Beginn war ich extrem nervös und unsicher. Was, wenn ich nichts zu sagen hätte? Oder mich unwohl fühlte?
Doch schon nach kurzer Zeit wurde mir klar: Niemand hier erwartet Perfektion. Ich konnte erst einmal einfach nur zuhören. Es beeindruckte mich, wie offen einige Teilnehmer über ihre Probleme sprachen. Die Atmosphäre war ruhig, verständnisvoll und wertschätzend – ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Als die Sitzung vorbei war, fühlte ich mich erleichtert. Es war kein unangenehmes Verhör, sondern ein respektvoller Austausch auf Augenhöhe.
Meine wichtigsten Erkenntnisse aus dem ersten Besuch in der Gruppentherapie
Vor meinem ersten Besuch in der Gruppentherapie hatte ich viele Vorurteile. Ich dachte, dort seien nur Menschen mit besonders schweren psychischen Erkrankungen. Doch die Realität sah anders aus: Es waren Menschen wie du und ich – mit ganz normalen Herausforderungen, Ängsten und Sorgen.
Die erste Sitzung hat mir gezeigt, dass ich nicht allein bin. Jeder brachte seine eigene Geschichte mit, aber wir alle hatten eines gemeinsam: den Wunsch nach Veränderung.
Fazit: Würde ich es wieder tun?
Definitiv. Mittlerweile bin ich seit etwa einem Jahr Teil dieser Gruppe, und es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Die Teilnehmer wechseln immer mal wieder, aber jede Sitzung bringt neue Impulse und Perspektiven.
Selbst wenn ein Thema mich nicht direkt betrifft, kann ich meine Sichtweise einbringen – und umgekehrt helfen mir die Gedanken anderer zu meinen eigenen Problemen.
Mein Rat an alle, die zögern: Ja, es kostet Überwindung. Aber der Mehrwert, den man aus einer Gruppentherapie ziehen kann, ist enorm. Wenn du mit psychischen Belastungen kämpfst, solltest du dir diese Chance nicht entgehen lassen.
Häufige Fragen zur Gruppentherapie (FAQ)
1. Wie läuft eine Gruppentherapie ab?
Eine Gruppentherapie besteht meist aus mehreren Teilnehmer:innen und wird von einem geschulten Therapeuten oder einer Therapeutin geleitet. Die Sitzungen dauern in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten. Es gibt häufig eine Vorstellungsrunde, thematische Gespräche und Übungen, bei denen sich die Teilnehmer:innen austauschen können.
2. Muss ich in der ersten Sitzung sofort über meine Probleme sprechen?
Nein, es gibt keinen Zwang, sofort alles preiszugeben. Viele hören in der ersten Sitzung erst einmal zu und gewöhnen sich an die Gruppe. Mit der Zeit wächst das Vertrauen, und es fällt leichter, eigene Themen einzubringen.
3. Was ist, wenn ich mich in der Gruppe unwohl fühle?
Es ist völlig normal, sich anfangs unsicher zu fühlen. Falls du jedoch merkst, dass du dich dauerhaft unwohl fühlst, kannst du dies mit dem Therapeuten oder der Therapeutin besprechen. Manchmal kann ein Wechsel in eine andere Gruppe sinnvoll sein.
4. Sind die Teilnehmer:innen in einer Gruppentherapie schwer psychisch erkrankt?
Nicht unbedingt. In Gruppentherapien treffen Menschen mit unterschiedlichen Belastungen aufeinander – von Stress und Burnout bis hin zu Angststörungen oder Depressionen. Jeder bringt seine eigene Geschichte mit, und es geht darum, gemeinsam Lösungen und Unterstützung zu finden.
5. Welche Vorteile hat eine Gruppentherapie im Vergleich zur Einzeltherapie?
• Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben
• Neue Perspektiven und Lösungsansätze aus der Gruppe
• Gefühl, nicht allein mit seinen Problemen zu sein
• Unterstützung in einem geschützten Rahmen
6. Ist Gruppentherapie anonym?
Ja, in der Regel gelten strenge Vertraulichkeitsregeln. Was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe.
7. Kann ich einfach eine Gruppentherapie besuchen oder brauche ich eine Überweisung?
Das hängt vom Angebot ab. Viele Gruppentherapien sind Teil eines psychotherapeutischen Behandlungsplans und erfordern eine Überweisung oder Anmeldung. Es gibt aber auch offene Selbsthilfegruppen, die ohne Anmeldung besucht werden können.
8. Was kostet eine Gruppentherapie?
Wenn sie von einer psychologischen Praxis oder Klinik angeboten wird, übernimmt oft die Krankenkasse die Kosten. Selbsthilfegruppen oder private Angebote können kostenlos oder kostenpflichtig sein – das variiert je nach Anbieter.
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